Gruppenfoto 1928 vor dem Amtshaus / Langen Haus, auf der Burg
Aktuell ist es die Corona-Krise, die den Schützenvereinen einen Strich durch die Rechnung macht. Die ersten für dieses Jahr geplante Schützenfeste sind bereits abgesagt. Anfang bis Mitte des vorherigen Jahrhunderts hatten die Vereine mit den Kriegswirren und der wirtschaftlich schlechten Lage zu kämpfen. Vor genau einhundert Jahren – im Jahr 1921 – feierte der Allgemeine Bürgerschützenverein Nienborg 1520 e.V. sein erstes Schützenfest nach dem 1. Weltkrieg.
Bei den Bürgerschützen gestaltete sich das Vereinsleben zwischen dem 1. und dem 2. Weltkrieg wie folgt:
Bedingt durch den I. Weltkrieg (1914-1918) blieb die Tätigkeit im Vereinsleben mehrere Jahre unterbrochen. Am 27. Juni 1920 wurde der Verein neu ins Leben gerufen, Josef Fabry übernahm den Vorsitz. Es wurde der Beschluss gefasst, zum Schützenfest vom Schützenverein Wext, Wichum, Ammert eine Deputation zu entsenden, wie es auch noch heute guter Brauch ist.
1921 fand erstmalig nach dem Krieg ein Schützenfest statt, das in harmonischer Weise von der gesamten Bevölkerung gefeiert wurde. König wurde Theodor Schulz, der seine Ehefrau Elisabeth Schulz zu seiner Königin nahm. Wegen der Inflation kam Vereinsleben fast zum Erliegen. Nachdem die Deutsche Rentenbank 1923 eine Stabilisierung der Währung herbeigeführt hatte, nahm der Verein ein Jahr später seine Tätigkeit wieder auf. Neuer Oberst wurde Bernhard Wigger gt. Lütke-Lembeck. Ihm folgte von 1926 bis 1928 Heinrich Lammers, ehe Lütke-Lembeck bis 1936 das Offizierskorps erneut anführte. 1926 wollte man zuerst von der Feier eines Schützenfestes absehen, da Anfang Juli fünf Häuser in der Hauptstraße und zwei Häuser auf der Burg abgebrannt waren. Da jedoch niemand ums Leben gekommen war, entschloss sich der Verein, das Schützenfest schließlich doch zu feiern. In dieser Zeit wurde alljährlich zu den Festen eine Bierzeitung mit dem Festprogramm, Liedertexten und nicht ganz so ernst gemeinten Anzeigen erstellt. Die Tanzgruppe „Fidelitas“ des Schützenvereins sorgte zu der Zeit stets für beste Unterhaltung. Im Sommer 1928 nahm der Verein an der Jubiläumsfeier zum 300jährigen Bestehen der Bürgerschützengilde St. Georgi in Epe teil.
Wegen der weiterhin schlechten Wirtschaftslage entschloss sich der Verein, sein 250-jähriges Jubiläum kein größeres Fest zu feiern. Das Jubelfest im Jahr 1930 wurde in der gewohnten Form und in harmonischer Weise gefeiert. Hierzu waren die Schützenvereine Callenbeck und Wext, Wichum und Ammert geladen waren. Jubelkönig wurde Gerhard Fiebach. Königin war seine spätere Ehefrau Ludowika Fiebach, geborene Nacke. In den Folgejahren fertigte der König den Vogel für das Schützenfest an.
Das für 1932 geplante Schützenfest fiel wegen der schlechten Wirtschaftslage aus. Stattdessen wurde ein eintägiges Sommerfest am Kirmesmontag gefeiert. Ein Jahr später errang Josef Kötte die Königswürde. Seine Königin war seine zweite Ehefrau Maria Kötte, geborene Albers. Josef Kötte war bereits König im Jahr 1908. Sein Vater hatte diese Amt 1898 inne. Wegen dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg und die angeordnete Staatstrauer musste das Sommerfest 1934 ausfallen. Die Kirmes konnte allerdings abgehalten werden. Im Jahr 1936 legte Kaufmann Josef Fabry sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn Kaufmann Franz Fabry gewählt. Neuer Oberst wurde Otto Haase.
Durch Verfügung des Reichssportführers wurden 1936 alle Schützenvereine dem „Deutschen Schützenbund“ im „Reichsbund für Leibesübungen“ eingegliedert. Sämtliche andere Schieß- und Schützenverbände wurden aufgelöst. Der Nienborger Verein wurde unter der Nummer 10612 dem Verband angegliedert. Am 1. Januar 1937 übernahm der „Deutsche Schützenverband“ die Führung der Schützenvereine. Josef Kötte junior wurde die Bildung einer Schießgruppe übertragen. Ein Jahr später errang Franz Fiebach mit 110 Ringen den Titel eines Schützenmeisters. 1938 fand das letzte Schützenfest vor dem ein Jahr später beginnenden 2. Weltkrieg statt. Das Königspaar waren August Nacke und seine Ehefrau Maria Nacke, geborene Depenbrock. Die letzte Eintragung im Protokollbuch erfolgte am 21. August 1938. Danach schweigt das Protokollbuch genau 10 Jahre.
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